Was als schön empfunden wird, muss nicht unbedingt der Norm entsprechen, finden die Japaner. Mehr noch: Das von der Norm Abweichende ist schön!
Außenseiter, die nicht den konformen Normen entsprechen, sind eingeladen, ihre Einzigartigkeit und Besonderheit zu feiern, statt einem abstrakten Ideal der Konformität nachzujagen.
Schönheit liegt im Auge des Betrachters – weshalb Schönheitsempfinden mehr über die Betrachter* in nen aussagt als über den Gegenstand ihrer Betrachtung. Im Fall unserer westlichen Welt ist das wenig Gutes: Wir haben uns oft unrealistischen Mainstream-Idealen verschrieben, die alle einer uniformen, pseudo-perfekten Norm entsprechen. Unser ästhetisch dermaßen eingeschränkter Blick bleibt allzu leicht an der Oberfläche hängen, registriert Abweichungen vom konventionellen Standard als Makel und erlaubt kaum Originalität, Diversität oder Individualismus. Ein paar Falten,
ein paar Pfund zu viel, eine Asymmetrie oder Verfärbung – und schon fällt etwas durchs Raster, das einen zweiten, gar dritten Blick verdient hätte, volle Aufmerksamkeit und uneingeschränkte Bewunderung.
Martina Pahr